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| Hervorragend erhaltene Reliefsszenen |
Als wir uns ein wenig ausgeschlafen hatten, so gegen 11 Uhr,
beschlossen wir erstmal etwas zu Essen und anschließend Luxor zu erkunden. Aus
Gründen der Einfachheit aßen wir einfach im Hotel, was auch sehr reichlich und
köstlich war. Während dem Essen lernten wir dann auch Klaus, den deutschen
Manager/Besitzer des Hotels kennen, einen studierten Ägyptologen, der uns natürlich
einige gute Tipps bezüglich der Sehenswürdigkeiten geben konnte. Da im Prinzip
alles, bis auf den Luxor-Tempel, um 5 Uhr nachmittags schon zu macht (was sehr
schade ist), blieb uns nicht mehr viel Zeit und auf Klaus’ Empfehlung entschieden
wir uns die Tempelanlage Medinat Habu anzusehen. Vielleicht sollte man dazu
erwähnen, dass auf Luxors Westseite, also Theben, so viele Tempel, Grabmähler
und verschiedene Stätten stehen, dass man selbst bei oberflächlicher
Betrachtung bestimmt eine Woche braucht, um sich alles anzusehen. Medinat Habu
ist der Tempel, der auf Ramses III. zurückgeht und den Vorteil besitzt, dass
die relativ typische Tempelanlage noch sehr gut erhalten ist (sowohl
architektonisch, als auch von den Refliefs und Bemalungen her), was einem einen
sehr guten Einstieg in das System eines ägyptischen Tempels bietet.
Um die Sehenswürdigkeiten Luxors zu betrachten, muss man
fast immer zum Ticketoffice, das aber für uns um die Ecke liegt. Was wir bisher
noch nicht erwähnt haben, aber für alle reisenden Studierenden (oder
Lehrer*innen) interessant sein könnte: die Investition eines internationalen
Studierendenausweises ist vermutlich die beste Investition, die man vor einer
Reise nach Ägypten tätigen kann! Fast alles kostet für Studierende nur die
Hälfte. Hat man jetzt nur einen deutschen Studentenausweis dabei, muss man
immer mit ein bisschen Bakschish nachhelfen, um trotzdem zum richtigen Preis
reinzukommen ;)
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| Medinat Habu Anlage |
Bei Medinet Habu liefen wir zuerst einmal komplett um die
Außenmauern der gesamten Anlage, um einen ungefähren Eindruck dieses gewaltigen
Komplexes zu bekommen. Innen angelangt bekommen wir natürlich wieder zahlreiche
Angebote von selbsternannten Guides (Zitat Klaus: Es gibt wirklich keine guten
oder ausgebildeten Führer in Ägypten), denen wir diesmal tatsächlich allesamt
entkommen konnten – vielleicht auch, weil uns jeder davor gewarnt hatte, dass
Luxor die größten Schlitzohre hat, da Luxor vermutlich das höchste
Touristen-zu-Ägypter-Verhältnis des ganzen Landes hat. Wir liefen auch innerhalb
der Mauern zunächst um das ganze Gebäude herum, da auch die Außenwände
unfassbar viele Geschichten auf liebevoll, detailliert und aufwändig
gestalteten Flächen zu bieten hatten. Dabei kann man sich die Wände tatsächlich
ein wenig so vorstellen, wie man das Klischee im Kopf hat: dort befinden sich
große eingravierte Abbildungen von Sklaven und Pharaonen, die meist den
verschiedenen Gottheiten Gaben darbringen oder in verschiedenen Szenen
erscheinen, die ursprünglich in prächtigen Farben bemalt waren und dazwischen
befinden sich kleinere Abbildungen von anderen Szenen oder Hyroglyphen, die
wiederum eine eigene oder begleitende Geschichte erzählen. Diese Szenen sind
dann nebeneinander, aber auch übereinander angeordnet und ergeben
zusammengefasst oft noch mal eine große Geschichte, die in Gräbern dann auch
oft von dem Prozess des Übergangs vom Reich der Lebenden in das der Toten
handelt. Bereits vor einer einzigen Wand könnte man Stunden verbringen und sich
dazu Geschichten überlegen, Charaktere enträtseln und über Details staunen und
trotzdem würde man als Laie wohl kaum hinter die Genialität der einzelnen
Elemente kommen. Da wir jedoch nur drei Stunden Zeit hatten (manche rauschen da
in 30 Minuten durch) konnten wir natürlich nicht zu jedem Detail uns die ausführlichen
Gedanken machen, die dieses epische Bauwerk wohl verdient hätte. Dafür
versuchten wir die Grobstrukturen des Tempels zu verstehen, mit seinen
verschiedenen Pylonen (so werden die gewaltigen, meist torähnlichen Übergänge
zwischen den einzelnen Abschnitten der Anlage genannt), Höfen, Statuen,
Kapellen, dem Allerheiligsten und in unserem Fall noch den Gemächern und dem
zerfallenen Palastabschnitt. Die Tempel werden im Allgemeinen von unzähligen
Säulen geziert, die die meist nicht mehr vorhandenen Dächer in früheren Zeiten
gestützt haben. Da die Tempel oft nicht nur Lebenswerk von einem Pharao,
sondern gleich von mehreren war ist tatsächlich in dem Tempel kein Fleck
verschenkt, der nicht dekoriert ist. Alle Säulen, Wände und Tore erzählen uns
die Geschichten der großen Herrscher und Gottheiten, die wir natürlich nicht
auseinanderhalten können, uns aber in ihren Bann ziehen.
Was man außerdem in diesen Tempeln findet (wohl eine
Spezialität Luxors), sind selbst gebaute Holzabsperrungen und Tücher, die über
Gitter gehängt wurden, die manche Bereiche unzugänglich machen sollen. Diese
sind aber überhaupt nicht offiziell, sondern von den hier selbst ernannten
Guides angebracht, damit man für ein kleines Bakschish mal dahinter sehen oder
sogar laufen kann. Glücklicherweise sind in diesem Tempel aber kaum Bereiche
abgetrennt oder zumindest noch einsehbar. Leider ist es dann doch schon 17 Uhr
und die Anlage schließt. Da aber der „Tempel von Luxor“, der aber auf der
Ostseite des Nils steht, nachts angeleuchtet ist und bis um 21 Uhr offen hat,
entschließen wir uns dazu auch diesen noch zu besichtigen, um den Tag noch mit
Inhalt zu füllen. Weil um 17 Uhr aber auch die Temperaturen langsam angenehmer
werden, beschließen wir bis zum Nil zu Fuß zu laufen, was uns ca. eine Stunde
Fußmarsch und viele ausgeschlagene Einladungen zum Tee oder Ähnlichem kostet
(bestimmt ein Dutzend Einladungen, 100 Selams, 40 „Welcome to Egypt / Luxor“
und 20 „What’s your name“ oder „Where are you from?“), wobei wir uns immer
bemühten möglichst höflich zu sein. Einige Zeit später kommen wir dann am Ufer
des Nils an und können mit wenig Mühe ein günstiges (50-Mann-Motor-)Boot
finden, das uns übersetzt (5 Pfund für uns beide = ca. 55 ct.). Drüben
angelangt kriegen wir noch einige Angebote für Fahrten mit Feluken
(einigermaßen traditionelle Nilsegelschiffe) (‚My Brother has nice feluka’) und
Heißluftballons. Der Luxor-Tempel befindet sich direkt an der
Bootsanlegestelle, aber leider ist der Eingang auf der anderen Seite des
Tempelgeländes, welches nicht gerade klein ist. Das bietet natürlich beim
Unrunden weiteren Händlern, Pferdekutschern und Taxifahrern Möglichkeit, uns
ihre Dienste anzubieten. Wir können einigermaßen gut versichern, dass wir die
paar hundert Meter zu Fuß laufen wollen bis uns schließlich ein Ägypter so
nachhaltig einlädt uns mit seiner Kutsche zum Tor zu fahren, das wir kaum
ablehnen können, obwohl es nur noch etwa 300 Meter sind. Dafür kriegt er aber,
wie wir es ihm vorher angekündigt haben, auch keinen Lohn (wir wollten wirklich
nicht mitfahren und haben nur angenommen weil er beleidigt war, dass wir seine
Gastfreundschaft nicht annehmen). Immerhin versprechen wir darüber
nachzudenken, ob wir nach der Tempelbesichtigung eine Kutschenrundfahrt durch
die Stadt machen wollen.
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| Haupteingang des Tempels |
Der Luxor-Tempel ist ziemlich groß und dicht bevölkert von
arbeitslosen Führern, die hier (mit Hipsterbrillen getarnt) uns erzählen, dass
sie natürlich alle einen Bachelor in Ägyptologie haben und gar keinen Lohn
wollen. Einerseits ist uns inzwischen klar, dass wir wirklich kein Interesse an
einer informationsarmen, wenn nicht sogar –falschen Führung haben, die durch
alle Sachen nur durchhetzt und keine Zeit für die Würdigung der Kolossalität
lassen, aber andererseits drücken die Guides hier in Luxor auch gut auf die
Tränendrüse und erzählen uns von ihrem Schicksal und dem Ausbleiben der
Touristen. Wir entschließen uns trotzdem gegen eine Tour und möchten dem Mann
zumindest eine kleine Spende auf dem Rückweg in die Hand drücken, doch da ist
er schon verschwunden. Der eigentliche Eingang zum Tempel beginnt zwar dort, wo
auch der Einlass ist, jedoch kehren wir noch einmal dem Eingang den Rücken, um
die unendlich scheinende Allee an Sphingen, die den Tempel bewachen zu
durchschreiten. Mehr als 120 (keine Zahl in den Büchern, ungefähre Zählung)
mehr oder weniger gut erhaltene Sphinx-Statuen stehen sich dabei in einer
riesigen Reihe gegenüber, dabei kann einem Grabräuber schon mal die Lust aufs
Räubern vergehen. Spätestens ab der 10. Sphinxstatue sind wir mal wieder fernab
vom Touristengewimmel, nur auf der Hälfte treffen wir sich langweilende
schwerbewaffnete Soldaten, wie man sie an jeder Kulturstätte findet. Zurück am
Haupttor kann man die 14 Meter hohen sitzenden bzw. stehenden Ebenbilder des
Pharaos Amenophis III. bewundern, nebst dem noch verbliebenen reliefüberzogenen
Obelisken ähnlicher Höhe. Ursprünglich waren mal zwei Obelisken vorhanden, sein
Bruder steht jedoch heutzutage in Paris (wohl ein Geschenk an Napoleon). Alle
Räumlichkeiten und einzelnen Elemente des Tempels zu beschreiben würden an
dieser Stelle den Rahmen (und vielleicht auch irgendwann das Interesse des
Lesers bzw. Leserin) sprengen, deshalb werden hier nur die für uns
beeindruckenden Elemente erwähnt. Gleich zu Beginn sei erzählt, dass auch die Muslime
den Tempel derart beeindruckend fanden, dass darin auch heute noch eine Moschee
integriert ist. Auch die Römer fanden wohl an dieser Anlage Gefallen, sie
bauten einen Raum nach römischem Vorbild (zu Erkennen z.B. an dern Säulen) um.
Auch Wurzeln christlichen Denkens lassen sich auf den Gemäldern im
„Geburtsraum“ erkennen, wo man eindeutige Parallelen zur Legende der Geburt
Jesu ziehen kann. Besonders beeindruckend sind auch die gigantischen sog.
Papyrussäulen (sind natürlich aus Stein, nicht Papyrus) im Mittelteil des
Tempels.
Nach Besichtigung der Tempelanlagen machten wir uns dann
daran ein Zugticket für die Rückfahrt nach Kairo, die für Donnerstag Abend
angesetzt ist, zu erwerben. Wie wir schon aus mehreren Quellen gehört haben
muss man dies sehr rechtzeitig tun, weil die Züge sonst ausgebucht sind. Obwohl
die Busreise nach Luxor nicht verkehrt war, wollten wir auch mal einen
ägyptischen Zug testen und versuchten es also am Bahnhof von Luxor. Wir mussten
erfahren, dass sämtliche Züge der nächsten Tage schon ausgebucht wären. Der
Mann am Ticketschalter konnte uns das auch mit großer Bestimmtheit sehr schnell
sagen, obwohl er nur einen kurzen Blick in seinen Computer geworfen hatte. Ob
wirklich alles ausgebucht war oder die ganze Sache nur dazu dient, die
Touristen in den Secondhand-Zugticket-Verkauf vor dem Bahnhof zu treiben werden
wir wohl nie erfahren. Wir versuchten es dort und natürlich gab es noch ein
paar passende Tickets übrig, (nach zähen Verhandlungen) für den stattlichen
Preis von 210 Pfund für uns Beide, 2. Klasse, Nennpreis 46 Pfund pro Person. Da
aber der Bus für uns Touristen 120 Pfund pro Person gekostet hatte (es waren
VIP-Tickets, VIP bedeutet hier soviel wie Touristenaufpreis ohne Mehrleistung),
war das schon okay. Nach erfolgreichem Abschluss der Geschäfte ging es dann
langsam wieder zurück über den Nil und in unser Hotel, wo wir noch kurz den
nächsten Tag planten.


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| Die alten Ägypter wussten auch schon mal eine gute E-Gitarre zu schätzen. |
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| An unbesonnten Stellen sind die Farben noch gut erkennbar |
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| Ein traumhaft verzierter Torbogen |
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| Der berühmte Ankh, ein überall sichtbares Symbol für Leben |
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| 'Campen ist Leben' |
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Auf den Feldern von Theben stehen mal eben ein paar tausend Jahre alte Statuen rum, kein Problem |
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| Luxor-Tempel |
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| Die 'Sphingenallee' |
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| Der verbliebene Obelisk |
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| Die mächtigen Papyrussäulen |
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Hier ließ sich der römische Kaiser Diocletian (glaube ich) ließ sich hier auch mal als Gott verehren |