Dienstag, 30. September 2014

Gebaut in die Felsen Thebens

Totentempel der Hatshepsut
Dienstag ging es direkt nach dem Frühstück los, zum berühmten Tempel der Hatshepsut. Hatshepsut war eine von insgesamt zwei weiblichen Herrscherinnen des alten Ägypten (Nein, Kleopatra war viel später, die andere hieß Tausret) und ließ sich an einer Felswand in Theben einen netten Totentempel erbauen. Die Wandverzierungen des Tempels sind zwar nicht mehr sonderlich gut erhalten, weil die ersten Zerstörungen schon direkt nach dem Tode Hatshepsuts mit der Herrschaft ihres Ziehsohnes und Neffen, des kriegerischen Thutmosis III., begonnen. Aus einem nicht ganz geklärten Grund ließ er die meisten Abbildungen der Hatshepsut tilgen. Auch bei der Benutzung des Tempelgebäudes durch koptische Christen in der späten Antike wurden einige weitere Reliefs und Malereien zerstört. Dies alles konnte jedoch bis heute nicht den großartigen Eindruck der gesamten Architektur dieses Tempels beeinträchtigen. Der Tempel ist auf 3 Terassen in den Felsen hineingebaut und wenn man vom Ticket Office zu Fuß den Weg darauf hinschreitet wirkt dieser Effekt einfach wunderbar. Der normale Pauschaltourist, hier busweise vertreten, macht dies aber nicht sondern bedient sich lieber des ‚Trains’, einer merkwürdigen Touristenkutsche die an eine Kombination aus Flughafen-Gepäckentladefahrzeugen und Gabelstapler erinnert. Sehr amüsant anzusehen, wenn man bedenkt, dass wir zu Fuß schneller waren, weil wir nicht darauf warten mussten bis der ‚Train’ einigermaßen voll war. Obwohl insgesamt doch verhältnismäßig viele Touristen vor Ort waren, konnten wir uns glücklicherweise sehr ungestört die untere Terrasse mit den unserer Meinung nach am besten erhaltendsten Abbildungen ansehen, da die Pauschaltouristen bei ihrem ‚Temple-Run’ dem keine Beachtung schenkten. Auf der zweiten Terrasse ließen wir uns dann für je 10 Pfund (ca. 1,10 Euro) zwei kurze Führungen geben, weil wir Mitleid mit den ganzen als Guides arbeitenden, zumeist unbeschäftigten Ägyptern hatten. Den Pauschaltouristen wird vermutlich eingebläut einfach immer ‚No’ zu sagen.
Nicht ganz so gut erhaltene Malereien
Nach ausführlicher Betrachtung (die Photos vermitteln vielleicht einen besseren Eindruck) verließen wir den Tempel anschließend wieder und gingen zum Ein-/Ausgang. Dieser führt durch eine zu einem Basar umgebaute lange Halle, in welcher zahlreiche Händler ihre Waren feilboten. Beim Hineingehen, waren wir da mit den Worten ‚Maybe later’ noch ganz gut durchgekommen, jetzt war es da schon wesentlich schwieriger. Manche der angebotenen Sachen sahen aber echt ganz gut aus (schöne kleine Steinstatuetten und andere Souvenirs etc.) und nach einigen zähen, aber sowohl für uns als auch für die Verkäufer lustigen Verhandlungen erstanden wir für insgesamt 150 Pfund 3 Alabaster-Statuetten, eine Alabaster-Vase, ein Palästinakopftuch samt diesem Reif, dessen Namen ich gerade nicht kenne (‚This Arafat, you know, not Egyptian. Egyptian don’t need this’), das Wissen wie man so ein Tuch aufsetzt, drei Mini-Skarabäen und ein hübschen Halstuch. Wir ließen einen strahlenden Händler zurück und verließen nun endgültig den Tempelbereich. Ich möchte nicht wissen, was der Stundenlohn der Handwerker hierzulande ist, die Statuetten z.B. waren echt schöne Arbeit und ziemlich sicher handgefertigt und so wie der Händler sich gefreut hat haben wir mit den (anteilig pro Statuette) 15 Pfund wohl immer noch einen für ihn recht guten Preis gezahlt.
Anschließend wieder im Hotel ruhten wir uns kurz aus und machten uns dann auf zum zweiten Tagesziel, dem sogenannten Tal der Arbeiter, auch Der Al Medina genannt. In diesem Tal lebten die Arbeiter, welche die Pharaonengräber des Neuen Königreichs im berühmten ‚Tal der Könige’, das wir uns auch noch die Tage ansehen werden, erbauten. Da das Errichten eines angemessen ausgestatteten Grabes das größte Ziel im Leben eines jeden Ägypters war, kümmerte sich der jeweilige Pharaoh meist sehr fürsorglich um die Arbeiter, die seine Grabstätte errichteten. Die Arbeiter führten also ein relativ angenehmes Leben mit ihren Familien im Tal der Arbeiten, einziger Nachteil war jedoch, dass sie im Tal quasi eingemauert waren, denn sie durften das Tal nur zum Arbeiten an den Königsgräbern verlassen. Dies sollte sicherstellen, dass die Arbeiter niemanden die genaue Position einzelnen Gräber im Tal der Könige verraten konnten. Die Arbeiter kannten nämlich die Lage aller Pharaohnengräber, nicht nur die des jeweilig aktuellen Bauprojektes, da sie ja wissen mussten wo im Felsen noch Platz war zum Errichten des neuen Grabes. Das Wissen der Arbeiter hätte natürlich jeden Grabräuber das Leben zum Paradies gemacht. Das interessante ist, dass die Arbeiter ihr Wissen und ihren Zugang zu den Baumaterialien in ihrer Freizeit dazu nutzten, sich selbst ebenfalls eine nette Grabstätte zu bauen. Diese Gräber sind zwar nicht ganz so groß und prunkvoll wie die Königsgräber (den direkten Vergleich haben wir noch nicht) aber trotzdem äußerst künstlerisch gefertigt und auch sehr gut erhalten, da sie natürlich viel seltener Ziel von Grabräubern wurden und dementsprechend einige nicht geöffnete Gräber gefunden wurden, die extrem gut erhaltene Malereien enthalten.
Wir verschafften uns zunächst jedoch einen Überblick über das Dorf der Arbeiter. Hier lebten in etwa 100 Familien, jede in einem eigenen, etwa 90 qm großen Haus. Außerdem steht auf dem Gelände ein Tempel aus der Ptolemäerzeit, so etwa 300 v. Chr. erbaut (zum  Vergleich: das Tal der Könige entstand zwischen 1500 und 1000 v.Chr.). Man kann schon als Laie an diesem Bauwerk den deutlichen Rückgang in der Baukunst nach Zerfall der eigentlichen Pharaohnenherrschaft erkennen. Ein äußerst netter Ägypter sperrte uns den Tempel auf und erklärte uns äußerst detailliert die einzelnen Räume. Er sprach zwar nur wenig Englisch, konnte das aber mit seiner Freude an den Erklärungen und seiner Geduld mehr als ausgleichen (normalerweise sind die Führer eher bestrebt, einen möglichst schnell durch die Bauwerke durchzujagen). Der Tempel wurde in späterer Zeit als eine Art Kloster für koptische Christen umgebaut, aus dieser Zeit sind auch noch einige Relikte zu erkennen gewesen. Nach dem Tempel wollten wir uns von unserem netten Führer auch noch die Gräber der Arbeiter zeigen lassen, leider besaß jedoch ein anderer Mann den Schlüssel vom äußerst gut erhaltenen Grab des Sennodjem und wir mussten ihm folgen. Er war ein eher dreister Mann, dem die Pfundzeichen in den Augen schon angesehen werden konnten und scheute sich nicht ganz offen 10 Euro für die Umgehung des (vermutlich selbst angebrachten) ‚No Photo’ Schildes zu verlangen, was wir natürlich ablehnten. Seine Erklärungen waren aber tatsächlich gar nicht schlecht und es war wirklich ein extrem gut erhaltenes und nahezu unversehrtes Grab, weswegen wir es nicht bereuten ihm gefolgt zu sein. Das Grab ist sehr liebevoll mit allerlei Szenen aus dem Alltagsleben der Arbeiter und den einzelnen im Zusammenhang mit dem Tod vollzogenen Ritualen und beteiligten Göttern geschmückt. Es sieht aus als wäre es erst letzte Woche gezeichnet worden, so hervorragend sind dort die Farben erhalten. Absolut unverständlich, dass wir die einzigen Besucher dort waren. Für 10 Pfund statt 10 Euro ließen wir uns schließlich doch noch zum Aufnehmen einiger Photos hinreißen (wir gehen davon aus, dass das Aufnehmen von Photos ohne Blitzlicht die Gräber nicht mehr als das Besuchen an sich beschädigt und das Schild nur ein Trick für mehr Bakshish ist). Anschließend besuchten wir noch mit unserem ersten Führer ein zweites Grab von annähernd gleicher Qualität, wo lediglich ein kleiner Teil der Decke eingestürzt und somit verloren gegangen war. Man muss auch dazu sagen, dass natürlich sämtliche in den Gräbern gefundenen Objekte entweder von Grabräuber oder Kolonialmächten geklaut oder ins Ägyptische Museum in Kairo verbracht wurden (gilt eigentlich für alle Denkmäler), weswegen wir auch hier lediglich die Wandmalereien bewundern konnten, was aber faszinierend genug war. Die Zeit näherte sich 17 Uhr und wir mussten uns wieder auf den Weg machen, da die Denkmäler ja ab 17 Uhr schließen. Wir entlohnten unseren netten Führer, was er (der erste seiner Art!) erst gar nicht annehmen wollte, es dann nach einigem Bitten aber doch freudestrahlend tat und verabschiedeten uns. Auf dem Rückweg zum Hotel genossen wir noch ein wenig die abendliche Stimmung des alten Theben und freuten uns auf einen ruhigen Abend.






Die Kobra als Wächter darf in keinem Tempel fehlen

Der Skarabäus soll Glück bringen



Kapelle der Gottheit Hathor (?)

Der Blick Richtung Nil





Strahlender Händler namens Ahmed

Das Tal der Arbeiter

Ptolemäischer Tempel


Grab des Sennodjem

Es ist erstaunlich wie gut erhalten dieses Gräber sind

Unser netter Führer im Tal der Arbeiter

Tempel, Tag und Nacht

Hervorragend erhaltene Reliefsszenen
Als wir uns ein wenig ausgeschlafen hatten, so gegen 11 Uhr, beschlossen wir erstmal etwas zu Essen und anschließend Luxor zu erkunden. Aus Gründen der Einfachheit aßen wir einfach im Hotel, was auch sehr reichlich und köstlich war. Während dem Essen lernten wir dann auch Klaus, den deutschen Manager/Besitzer des Hotels kennen, einen studierten Ägyptologen, der uns natürlich einige gute Tipps bezüglich der Sehenswürdigkeiten geben konnte. Da im Prinzip alles, bis auf den Luxor-Tempel, um 5 Uhr nachmittags schon zu macht (was sehr schade ist), blieb uns nicht mehr viel Zeit und auf Klaus’ Empfehlung entschieden wir uns die Tempelanlage Medinat Habu anzusehen. Vielleicht sollte man dazu erwähnen, dass auf Luxors Westseite, also Theben, so viele Tempel, Grabmähler und verschiedene Stätten stehen, dass man selbst bei oberflächlicher Betrachtung bestimmt eine Woche braucht, um sich alles anzusehen. Medinat Habu ist der Tempel, der auf Ramses III. zurückgeht und den Vorteil besitzt, dass die relativ typische Tempelanlage noch sehr gut erhalten ist (sowohl architektonisch, als auch von den Refliefs und Bemalungen her), was einem einen sehr guten Einstieg in das System eines ägyptischen Tempels bietet.
Um die Sehenswürdigkeiten Luxors zu betrachten, muss man fast immer zum Ticketoffice, das aber für uns um die Ecke liegt. Was wir bisher noch nicht erwähnt haben, aber für alle reisenden Studierenden (oder Lehrer*innen) interessant sein könnte: die Investition eines internationalen Studierendenausweises ist vermutlich die beste Investition, die man vor einer Reise nach Ägypten tätigen kann! Fast alles kostet für Studierende nur die Hälfte. Hat man jetzt nur einen deutschen Studentenausweis dabei, muss man immer mit ein bisschen Bakschish nachhelfen, um trotzdem zum richtigen Preis reinzukommen ;)
Medinat Habu Anlage
Bei Medinet Habu liefen wir zuerst einmal komplett um die Außenmauern der gesamten Anlage, um einen ungefähren Eindruck dieses gewaltigen Komplexes zu bekommen. Innen angelangt bekommen wir natürlich wieder zahlreiche Angebote von selbsternannten Guides (Zitat Klaus: Es gibt wirklich keine guten oder ausgebildeten Führer in Ägypten), denen wir diesmal tatsächlich allesamt entkommen konnten – vielleicht auch, weil uns jeder davor gewarnt hatte, dass Luxor die größten Schlitzohre hat, da Luxor vermutlich das höchste Touristen-zu-Ägypter-Verhältnis des ganzen Landes hat. Wir liefen auch innerhalb der Mauern zunächst um das ganze Gebäude herum, da auch die Außenwände unfassbar viele Geschichten auf liebevoll, detailliert und aufwändig gestalteten Flächen zu bieten hatten. Dabei kann man sich die Wände tatsächlich ein wenig so vorstellen, wie man das Klischee im Kopf hat: dort befinden sich große eingravierte Abbildungen von Sklaven und Pharaonen, die meist den verschiedenen Gottheiten Gaben darbringen oder in verschiedenen Szenen erscheinen, die ursprünglich in prächtigen Farben bemalt waren und dazwischen befinden sich kleinere Abbildungen von anderen Szenen oder Hyroglyphen, die wiederum eine eigene oder begleitende Geschichte erzählen. Diese Szenen sind dann nebeneinander, aber auch übereinander angeordnet und ergeben zusammengefasst oft noch mal eine große Geschichte, die in Gräbern dann auch oft von dem Prozess des Übergangs vom Reich der Lebenden in das der Toten handelt. Bereits vor einer einzigen Wand könnte man Stunden verbringen und sich dazu Geschichten überlegen, Charaktere enträtseln und über Details staunen und trotzdem würde man als Laie wohl kaum hinter die Genialität der einzelnen Elemente kommen. Da wir jedoch nur drei Stunden Zeit hatten (manche rauschen da in 30 Minuten durch) konnten wir natürlich nicht zu jedem Detail uns die ausführlichen Gedanken machen, die dieses epische Bauwerk wohl verdient hätte. Dafür versuchten wir die Grobstrukturen des Tempels zu verstehen, mit seinen verschiedenen Pylonen (so werden die gewaltigen, meist torähnlichen Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten der Anlage genannt), Höfen, Statuen, Kapellen, dem Allerheiligsten und in unserem Fall noch den Gemächern und dem zerfallenen Palastabschnitt. Die Tempel werden im Allgemeinen von unzähligen Säulen geziert, die die meist nicht mehr vorhandenen Dächer in früheren Zeiten gestützt haben. Da die Tempel oft nicht nur Lebenswerk von einem Pharao, sondern gleich von mehreren war ist tatsächlich in dem Tempel kein Fleck verschenkt, der nicht dekoriert ist. Alle Säulen, Wände und Tore erzählen uns die Geschichten der großen Herrscher und Gottheiten, die wir natürlich nicht auseinanderhalten können, uns aber in ihren Bann ziehen.
Was man außerdem in diesen Tempeln findet (wohl eine Spezialität Luxors), sind selbst gebaute Holzabsperrungen und Tücher, die über Gitter gehängt wurden, die manche Bereiche unzugänglich machen sollen. Diese sind aber überhaupt nicht offiziell, sondern von den hier selbst ernannten Guides angebracht, damit man für ein kleines Bakschish mal dahinter sehen oder sogar laufen kann. Glücklicherweise sind in diesem Tempel aber kaum Bereiche abgetrennt oder zumindest noch einsehbar. Leider ist es dann doch schon 17 Uhr und die Anlage schließt. Da aber der „Tempel von Luxor“, der aber auf der Ostseite des Nils steht, nachts angeleuchtet ist und bis um 21 Uhr offen hat, entschließen wir uns dazu auch diesen noch zu besichtigen, um den Tag noch mit Inhalt zu füllen. Weil um 17 Uhr aber auch die Temperaturen langsam angenehmer werden, beschließen wir bis zum Nil zu Fuß zu laufen, was uns ca. eine Stunde Fußmarsch und viele ausgeschlagene Einladungen zum Tee oder Ähnlichem kostet (bestimmt ein Dutzend Einladungen, 100 Selams, 40 „Welcome to Egypt / Luxor“ und 20 „What’s your name“ oder „Where are you from?“), wobei wir uns immer bemühten möglichst höflich zu sein. Einige Zeit später kommen wir dann am Ufer des Nils an und können mit wenig Mühe ein günstiges (50-Mann-Motor-)Boot finden, das uns übersetzt (5 Pfund für uns beide = ca. 55 ct.). Drüben angelangt kriegen wir noch einige Angebote für Fahrten mit Feluken (einigermaßen traditionelle Nilsegelschiffe) (‚My Brother has nice feluka’) und Heißluftballons. Der Luxor-Tempel befindet sich direkt an der Bootsanlegestelle, aber leider ist der Eingang auf der anderen Seite des Tempelgeländes, welches nicht gerade klein ist. Das bietet natürlich beim Unrunden weiteren Händlern, Pferdekutschern und Taxifahrern Möglichkeit, uns ihre Dienste anzubieten. Wir können einigermaßen gut versichern, dass wir die paar hundert Meter zu Fuß laufen wollen bis uns schließlich ein Ägypter so nachhaltig einlädt uns mit seiner Kutsche zum Tor zu fahren, das wir kaum ablehnen können, obwohl es nur noch etwa 300 Meter sind. Dafür kriegt er aber, wie wir es ihm vorher angekündigt haben, auch keinen Lohn (wir wollten wirklich nicht mitfahren und haben nur angenommen weil er beleidigt war, dass wir seine Gastfreundschaft nicht annehmen). Immerhin versprechen wir darüber nachzudenken, ob wir nach der Tempelbesichtigung eine Kutschenrundfahrt durch die Stadt machen wollen.
Haupteingang des Tempels
Der Luxor-Tempel ist ziemlich groß und dicht bevölkert von arbeitslosen Führern, die hier (mit Hipsterbrillen getarnt) uns erzählen, dass sie natürlich alle einen Bachelor in Ägyptologie haben und gar keinen Lohn wollen. Einerseits ist uns inzwischen klar, dass wir wirklich kein Interesse an einer informationsarmen, wenn nicht sogar –falschen Führung haben, die durch alle Sachen nur durchhetzt und keine Zeit für die Würdigung der Kolossalität lassen, aber andererseits drücken die Guides hier in Luxor auch gut auf die Tränendrüse und erzählen uns von ihrem Schicksal und dem Ausbleiben der Touristen. Wir entschließen uns trotzdem gegen eine Tour und möchten dem Mann zumindest eine kleine Spende auf dem Rückweg in die Hand drücken, doch da ist er schon verschwunden. Der eigentliche Eingang zum Tempel beginnt zwar dort, wo auch der Einlass ist, jedoch kehren wir noch einmal dem Eingang den Rücken, um die unendlich scheinende Allee an Sphingen, die den Tempel bewachen zu durchschreiten. Mehr als 120 (keine Zahl in den Büchern, ungefähre Zählung) mehr oder weniger gut erhaltene Sphinx-Statuen stehen sich dabei in einer riesigen Reihe gegenüber, dabei kann einem Grabräuber schon mal die Lust aufs Räubern vergehen. Spätestens ab der 10. Sphinxstatue sind wir mal wieder fernab vom Touristengewimmel, nur auf der Hälfte treffen wir sich langweilende schwerbewaffnete Soldaten, wie man sie an jeder Kulturstätte findet. Zurück am Haupttor kann man die 14 Meter hohen sitzenden bzw. stehenden Ebenbilder des Pharaos Amenophis III. bewundern, nebst dem noch verbliebenen reliefüberzogenen Obelisken ähnlicher Höhe. Ursprünglich waren mal zwei Obelisken vorhanden, sein Bruder steht jedoch heutzutage in Paris (wohl ein Geschenk an Napoleon). Alle Räumlichkeiten und einzelnen Elemente des Tempels zu beschreiben würden an dieser Stelle den Rahmen (und vielleicht auch irgendwann das Interesse des Lesers bzw. Leserin) sprengen, deshalb werden hier nur die für uns beeindruckenden Elemente erwähnt. Gleich zu Beginn sei erzählt, dass auch die Muslime den Tempel derart beeindruckend fanden, dass darin auch heute noch eine Moschee integriert ist. Auch die Römer fanden wohl an dieser Anlage Gefallen, sie bauten einen Raum nach römischem Vorbild (zu Erkennen z.B. an dern Säulen) um. Auch Wurzeln christlichen Denkens lassen sich auf den Gemäldern im „Geburtsraum“ erkennen, wo man eindeutige Parallelen zur Legende der Geburt Jesu ziehen kann. Besonders beeindruckend sind auch die gigantischen sog. Papyrussäulen (sind natürlich aus Stein, nicht Papyrus) im Mittelteil des Tempels.

Nach Besichtigung der Tempelanlagen machten wir uns dann daran ein Zugticket für die Rückfahrt nach Kairo, die für Donnerstag Abend angesetzt ist, zu erwerben. Wie wir schon aus mehreren Quellen gehört haben muss man dies sehr rechtzeitig tun, weil die Züge sonst ausgebucht sind. Obwohl die Busreise nach Luxor nicht verkehrt war, wollten wir auch mal einen ägyptischen Zug testen und versuchten es also am Bahnhof von Luxor. Wir mussten erfahren, dass sämtliche Züge der nächsten Tage schon ausgebucht wären. Der Mann am Ticketschalter konnte uns das auch mit großer Bestimmtheit sehr schnell sagen, obwohl er nur einen kurzen Blick in seinen Computer geworfen hatte. Ob wirklich alles ausgebucht war oder die ganze Sache nur dazu dient, die Touristen in den Secondhand-Zugticket-Verkauf vor dem Bahnhof zu treiben werden wir wohl nie erfahren. Wir versuchten es dort und natürlich gab es noch ein paar passende Tickets übrig, (nach zähen Verhandlungen) für den stattlichen Preis von 210 Pfund für uns Beide, 2. Klasse, Nennpreis 46 Pfund pro Person. Da aber der Bus für uns Touristen 120 Pfund pro Person gekostet hatte (es waren VIP-Tickets, VIP bedeutet hier soviel wie Touristenaufpreis ohne Mehrleistung), war das schon okay. Nach erfolgreichem Abschluss der Geschäfte ging es dann langsam wieder zurück über den Nil und in unser Hotel, wo wir noch kurz den nächsten Tag planten.




Die alten Ägypter wussten auch schon mal eine gute E-Gitarre zu schätzen.

An unbesonnten Stellen sind die Farben noch gut erkennbar


Ein traumhaft verzierter Torbogen

Der berühmte Ankh, ein überall sichtbares Symbol für Leben



'Campen ist Leben'



Auf den Feldern von Theben stehen mal eben ein
paar tausend Jahre alte Statuen rum, kein Problem


Luxor-Tempel

Die 'Sphingenallee'


Der verbliebene Obelisk

Die mächtigen Papyrussäulen

Hier ließ sich der römische Kaiser Diocletian (glaube ich)
ließ sich hier auch mal als Gott verehren



Montag, 29. September 2014

Auf nach Luxor

Pünktlich um 6 Uhr wurden wir von Duagdy aus der Wüste abgeholt und im Anschluss fuhren wir gemeinsam mit seiner Familie und ihm in einem Minibus nach Kairo. Die Fahrt dauerte in etwa so lang wie im großen Bus und wurde hauptsächlich mit „Ich-seh-dich-nicht-Spielchen“ mit Duagdys Kinders ausgefüllt. In Kairo angekommen wurden wir dann in Duagdys (Kairo-)Wohnung eingeladen, was wir – nachdem er uns schon zuvor einige Male eingeladen hatte (die Regel ist hier ungefähr: wenn man eine Einladung drei mal abgeschlagen hat und sie das vierte Mal kommt ist sie wirklich ernst gemeint und es wäre für den Gastgeber beschämend wenn man ablehnt), konnten (und wollten sowieso nicht) wir nicht ablehnen und kamen mit. Nach etwas Tee und den üblichen Höflichkeiten brachen Duagdy und seine Familie wieder auf, weil der kleine Said zum Arzt musste, glücklicherweise war es aber nichts schlimmes, er isst wohl nur zu viele Süßigkeiten (es ist durchaus üblich dass jeder hier Kindern – auch fremden – Süßigkeiten schenkt, dementsprechend ist das natürlich schwierig). Wir nutzten die Zeit um uns etwas auszuruhen. Im Anschluss, als wieder alle da waren, gab es dann ein etwas einfacheres, aber leckeres Abendessen mit Fladenbrot, Frischkäse, Ei und Chips (Auch so etwas unerwartetes hier: Kartoffelchips als Abendessen sind keine Seltenheit) und als Nachspeise Joghurt. Währenddessen machten wir unsere weiteren Pläne (es war etwas schwierig, Duagdy davon zu überzeugen, dass wir erstmal nur nach Luxor wollten und keine Tour oder ähnliches haben wollten, er hätte uns gerne weitervermittelt) und beschlossen, dass wir am Busbahnhof versuchen wollten, noch einen Nachtbus nach Luxor zu erwischen. Also verabschiedeten wir uns von Duagdys netter Familie, die uns sehr ans Herzen gewachsen war mit provisorischen Gastgeschenken, die wir aus unseren nicht unentbehrlichen Habseligkeiten zusammengekratzt hatten (Ein europäisches Reisebesteck für Duagdy, Ohrringe für seine Frau, bayerische Spielkarten für Said und eine Kuscheltierratte für die kleine Ruagda) und los gings. Duagdy begleitete uns zum Busbahnhof, was auch ganz gut war, den die Fahrt dorthin war ein Abenteuer für sich. Zunächst nahmen wir ein TukTuk, eine Art zum Taxi umgebautes Motorrad mit insgesamt drei Rädern (diese Dinger gibt es echt überall, Südamerika, Asien, Afrika, total faszinierend). Das TukTuk brachte uns bis zur Hauptstraße, weil die Straßenverhältnisse bis dort hin ein Fortkommen per Taxi kaum möglich machten. Das Viertel, durch das wir fuhren, erinnerte stellenweise durchaus an ein Slum, obwohl es vermutlich nicht zu den ärmsten Gegenden von Kairo gehörte. An der Haupstraße gingen wir dann ein paar Meter zu Fuß zu einer Art Taxisammelpunkt. Auf dem Weg dorthin waren wir die Attraktion schlechthin, in diese Gegend von Kairo verirren sich wohl eher selten Europäische Touristen. Vom Taxibahnhof wurde es dann eher wieder verhältnismäßig unspektakulär, eine normale Taxifahrt durch Kairo eben, mit allem was dazugehört: Hupen, scherzhaftes Antäuschen von Zusammenstößen, mehr Hupen, Gegenspur benutzen und laut hupend darauf aufmerksam machen usw...
Am Busbahnhof konnten wir mit viel Glück und Duagdys Hilfe noch Tickets nach Luxor bekommen, wir mussten noch nicht mal lange warten und dann ging es auch schon los. Wir verabschiedeten uns von unserem guten Freund Duagdy (den ich an dieser Stelle jedem, der gerne mal in Ägypten eine Wüstentour machen möchte als Kontaktmann empfehlen möchte. Ich möchte hier jetzt eigentlich keine Werbung für irgendwelche Reiseanbieter oder so machen, aber er war echt ein Mann von überragender Freundlichkeit, weshalb ich es hier doch tue).

Die Fahrt nach Luxor war lang und ereignisarm, mit Ausnahme der vielen Militär-Kontrollposten die der Bus (ungehindert) passieren musste. Früh morgens in Luxor angekommen schlugen wir uns dann erstmal zur Fähre, dann über den Nil aufs Westufer (wo das alte Theben einst stand) und anschließend zum uns empfohlenen Hotel Marsam durch. Das Hotel ist traumhaft schön und seinen Preis allemal wert, es gibt einen herrlichen Garten und auch die Zimmer sind sehr ausgezeichnet. Außerdem hat es eine traumhafte Lage: Man kann fast alle Sehenswürdigkeiten von Luxors Westufer (was wirklich viele sind) zu Fuß besichtigen. Wir legten uns recht bald hin und holten ein wenig bei der Busfahrt verpassten Schlaf nach.

Unser Gepäck auf dem Dach des Minibuses

Duagdys Wohnung in Kairo: Eines der Schlafzimmer

Wohnzimmer

Duagdy und seine Familie

Unsere neue feudale Unterkunft in Luxor

Wüstentour

Endlich kommt mit etwas Verspätung nun Samstag und Sonntag. Leider hatten wir gestern Abend nicht mehr die Möglichkeit ins Internet zu gehen.
Um 7:30 Uhr sollten wir ja vor dem Hotel abgeholt werden, um unsere 2-Tägige Jeep-Wüstentour mit Übernachtung in der Wüste, am Lagerfeuer gekochten Beduinenessen und Bademöglichkeit in heißen Naturquellen (weil es hier ja so kalt ist ;) ) anzutreten. Der Plan war, dass wir mit dem Bus nach El-Baharîya (Baharija), einem Oasengebiet in der westlichen ägyptischen Wüste. Die Oase gehört zu den vier großen Oasen des sogenannten ‚Neuen Tals’. Gleich am Morgen, als wir von Alis „Onkel“ angeholt wurden, hieß es gleich, dass eine Übernachtung in der Wüste nicht möglich ist, da das Militär das jetzt „neuerdings“ verbietet. Die Freude war groß und der Unmut über diesen Ali und seine Versprechungen stieg stetig. Nach einer etwa 5-stündigen Busfahrt, die fast ausschließlich durch die Wüste oder winzige Ortschaften mit kleinen Oasen oder einzelnen Häusern, die den Grundwasserspiegel angezapft haben ging (Ein alter Imam versuchte während dem größten Teil der Fahrt den Schwaig zum Islam zu bekehren, dabei kamen gute Worte in mäßigem Englisch, Bonbons, eine Autozeitschrift und beinahe die Mütze des Imams zum Einsatz), waren wir schließlich in Baharija, wo wir von unserem Guide Duagdy mit seinem Jeep für unsere Zweitagestour abgeholt wurden. Da erfuhren wir dann, dass Ali mit ihm nur eine Tour für einen Tag ausgemacht hat... und die Übernachtung in der Wüste sei auch nicht möglich... Duagdy aber war selbst sehr freundlich und sehr wütend auf Ali – vor allem, als er dessen Gewinnspanne für diese Sache erfuhr. Wir beschlossen aber, unseren Ärger gemeinsam zur Seite zu legen und den Tag zu genießen – genau die richtige Entscheidung!

Black Desert
Zuallererst lud uns Duagdy zum Essen ein und danach ging es raus in den Nationalpark der Wüste, beginnend mit der so genannten „schwarzen Wüste“. Vor vielen Jahrtausenden ist hier ein Vulkan ausgebrochen (der aber schon seit langer Zeit ruht), der eine riesige Fläche der Wüste (wie groß genau wusste er nicht) mit schwarzen Steinen, Felsen und Staub bedeckt hat. Wenn man die oberen Schichten zur Seite schiebt, kommt darunter zwar auch wieder normaler Wüstensand zum Vorschein, dieser ist aber auch mit schwarzem Staub gemischt. Den richtigen Kontrast zur schwarzen Wüste bildete dann die „weiße Wüste“, welche wir im Anschluss besucht haben. Hier befindet sich im Wüstensand ein Meer von weißen, sehr kalkreichen Steinen, die auch teilweise größere Flächen massiv ausfüllen. Das klingt jetzt alles nicht so beeindruckend – weil man es auch einfach schlichtweg nicht in Worte fassen kann und auch die Bilder nicht den Zauber dieser endlosen Wunderstätte von sich geben können. Wer mal nach Ägypten fährt und aus dem Staunen nicht mehr herauskommen möchte, der sollte unbedingt sich diese Wüstenphänomene ansehen.
Wüstenpilze
Welche Wüste jedoch alle anderen in den Schatten stellt (was bei Wüsten schon besonders schwierig ist ;)), ist schließlich die dritte besondere Art von Wüste, die wir kennenlernen durften. Die „Mushroom-Waste“. Über eine riesige Fläche (allein bei uns eine Viertelstunde Autofahrt zu jeder Seite) verteilt, stehen tausende von „Wüstenpilzen“, die eine besondere Form der Gesteinsausbildung aus den Zeiten darstellt, als das Meer noch dort war, wo jetzt Wüste ist. Der hohe Salzgehalt und auch hier wieder kalkhaltige Gesteine wurden immer wieder umspült und so haben sich oft meterhohe Skulpturen ausgebildet, in denen man eben Pilze, oder auch mal Kamele, Hähne, Hasen oder sonstige Phantasietiere erkennen kann. Auch hier gilt wieder: nicht im Blog lesen und im Internet ansehen, sondern hinfahren und staunen – sonst kann man diese Schönheit gar nicht wirklich umschreiben.
Da wir viel Zeit mit Staunen verbracht hatten, konnten wir sogar den Sonnenuntergang in der Wüste erleben, der wiederum sehr schnell verlief (auch, weil die Sonne bald im Staub verschwindet), aber dennoch ein prächtiges Farbenspiel hinterließ. Bereits in der Dämmerung hielten wir noch am „Crystal Mountain“ an, einer Steinformation, die sich als Torbogen herausgebildet hat.

Für den Oasenbesuch in Farafra war natürlich dank der Planung nur für einen Tag keine Zeit mehr, jedoch hatten wir bis dahin einen so wundervollen eindrucksstarken Tag mit Duagdy verbracht, dass wir trotzdem glücklich und zufrieden waren. Wir versuchten Duagdy jedoch noch intensiv dazu zu überreden, dass man vielleicht doch noch in der Wüste übernachten könnte (oder zumindest sonst irgendwo draußen). Er klärte uns dann darüber auf, dass wohl vor ein paar Tagen sich lybische Schmuggler als Touristen ausgegeben hätten und seitdem das Militär ein wenig strengere Kontrollen darüber durchführt, wer sich wann in der Wüste aufhält – er versprach uns aber, noch mal beim Militär nachzufragen, ob wir nicht vielleicht doch übernachten könnten. Er lud uns zum Abendessen zu sich nach Hause ein, wo wir seine Familie kennenlernen durften. Uns wurde angeboten, draußen auf einem Teppich mit einem kleinen niedrigen Tisch zu essen, was wir natürlich gerne annahmen. Uns wurde ein typisch ägyptisch-beduinisches Abendbrot mit Fladenbrot, Kartoffel-Tomaten-Gekochtem, Suppe, Foul und Fleisch serviert zusammen mit frisch gepresstem Mangosaft (kein Vergleich zu gekauftem deutschen!) und danach natürlich Tee. Nach dem Abendessen konnten wir noch ein wenig die Atmosphäre genießen, bevor wir erfuhren, dass wir wohl doch in der Wüste übernachten könnten!

In Baharija (aber auch in Kairo und sonst in Ägypten) sind
Fuhrwerke noch immer gebräuchlich
Philine in der schwarzen Wüste
Suchspiel

Der Beduine von heute fährt Jeep (und hat meistens Touristen dabei)

Manche Landstriche werden bewässert




Duagdy in seinem Jeep

Fußspuren im Sand ;)




Mushroom-Chicken

Wieder eins für den Dani

Philine im Rabbit-Hole

Hasenbraten auf den Tisch oder Kaninchen aus dem Hut,
wie ihr wollt ... :)



Eine Nacht in der Wüste